Numb (Lyrics)

Linkin Park

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/
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„Ready or not, here i come, geb' euch lyrische Höchstleistungen, der Triathlonrapper, die Numero Uno, zwing' dich Punk zu Boden wie'n Sumo.“ So beginnt die dritte und letzte Strophe im „Rapfilm“, und wiederum wird hier ein bedeutendes Zitat eingefügt: „ready or not, here i come“ ist dem Lied „Ready or Not“ (1996) der Formation Fugees entnommen, die sich großer Beliebtheit auch außerhalb der Rapszene erfreuen durfte, insbesondere durch sehr erfolgreiche Neuinterpretationen von „Killing Me Softly“, was ursprünglich von Lori Lieberman und Roberta Flack gesungen wurde, und „No Woman, No Cry“, welches im Original von Bob Marley stammt und in der neuen Version der Fugees gemeinsam mit einem Sohn desselben, Stephen Marley, aufgenommen wurde. Generell lässt sich festhalten, dass die Fugees ganz und gar nicht dem Battlerap zugeordnet werden können, ihre Musik lässt sich eher als Verquickung von Rap mit Reggae beschreiben, und inhaltlich setzen sich die Fugees eher mit politischen Themen auseinander, wie ihr Name, abgeleitet vom englischen Wort Refugees (=Flüchtlinge), bereits deutlich machen kann. Nichtsdestotrotz hat Kool Savas dieses Zitat gewählt, zum Einen sicherlich deshalb, weil er auch von der Musik der Fugees beeinflusst wurde, andererseits hat sich gerade dieser kurze Textausschnitt in das kulturelle Gedächtnis eingebrannt wie kaum ein Zweiter, er wurde vielfach rezipiert und wiederverwendet, beispielsweise von DJ Hype in einem Drum&Bass-Song. Ausserdem wird in den Worten selbst eine Unausweichlichkeit angelegt, die Savas sich zu Nutze zu machen weiss: Bereit dafür oder nicht, Kool Savas kommt und zwingt seine Rap-KontrahentInnen „zu Boden wie'n Sumo“, und zwar allein durch „lyrische Höchstleistungen“. In einem Aufwasch rekurriert er in dieser Zeile auf diverse Diskurse, zum einen natürlich auf die Fugees und ihren Song, zusätzlich jedoch auch noch auf sich selbst und seine lyrischen Leistungen (zweifach, auch die „Numero Uno“ verweist auf seinen Status als „King of Rap“ und zugleich auf den Song „Deutschlands 1“), auf allgemein Sport („der Triathlonrapper“, was wohl seinen Status als allumfassenden complete MC unterstreichen soll, der in allen seinen Disziplinen versiert und ausdauernd ist.), und durch die Erwähnung des „Sumo“ auf Kampfsport, was eine sehr beliebte und häufig benutzte Metapher im Rap darstellt. Die Bezeichnung „Punk“ wird ebenfalls sehr oft benutzt und hat keinerlei politische Hintergründe, sondern soll wohl nur den schäbigen Charakter der GegnerInnen Kool Savas' illustrieren. „Flow dirty wie die Ludolfs, deine Frau ist ein Frauke Ludowig-Verschnitt, ich bitte dich, bitch, gib zu, dass du grade abkackst. Sag, wieso bloß klingt ihr so übermüdet, get the fuck up!“ In diesen Zeilen stecken außer dem obligatorischen Zitat eines Rap-Klassikers gleich zwei Verweise auf die Popkultur1 beziehungsweise das Fernsehen. Der Ausdruck „dirty“ (=dreckig) wird im Rap-Kontext sehr oft als ein positives Attribut verwendet, hier wird mit dieser dadurch entstandenen Doppeldeutigkeit gespielt: Savas flowt „dirty wie die Ludolfs“, die Betreiber eines Schrottplatzes in der Reality-dokusoap (oder wie man diese Art des Fernsehformats sonst nennen möchte) „Die Ludolfs“. Jene werden dem typischen Unterschichtenklischee entsprechend im Fernsehen als vermindert intelligent und mit einer gewissen Schmuddeligkeit behaftet dargestellt, bedingt durch die Arbeit auf dem Schrottplatz sind sie also „dirty“ im eigentlichen Wortsinn. Nebenbei beleidigt Kool Savas in bester Battlerap-Manier noch sein Gegenüber mit der Behauptung, dessen Frau sei ein Verschnitt der Fernsehmoderatorin Frauke Ludowig, diese Aussage und eine Geste in Richtung seines Gesichtes im Musikvideo lassen darauf schließen, dass Kool Savas Frauke Ludowig nicht als besonders attraktiv ansieht. „Ich bitte dich, bitch, gib zu, dass du grade abkackst“ ist auch als relativ unspektakuläre, aber immerhin ziemlich vulgäre Standard-Battlerap-Beleidigung aufzufassen, interessanter hingegen ist der Schluss der Zeile. Hier wird mit „get the fuck up!“ ein bereits erwähnter Rap-Klassiker zitiert, und zwar „Simon Says“ des Rappers Pharoahe Monch aus dem Jahre 1999. Dieser wiederum spielt mit dem in den USA verbreiteten Kinderspiel Simon Says, welches ähnlich wie das deutsche „Kommando Pimperle“ funktioniert und durch einen gleichnamigen Werbesong von 1968 bekannt wurde. Aufgegriffen wurde das Kinderspiel unter anderem in diversen Filmen wie beispielsweise „Stirb langsam – jetzt erst recht“, wo der Befehlscharakter des Spieles eine wichtige Rolle spielt. Kennt der Rezipient beziehungsweise die Rezipientin das Spiel und vielleicht sogar den Film, erkennt er beziehungsweise sie den Befehlscharakter der Äußerung und des Zitats im Lied Kool Savas', der seinen übermüdet klingenden GegnerInnen somit befiehlt, sich aufzuraffen. „Ich fahr vor, mir folgen geht nicht, guck, diese Bühne ist der Tatort. Sie wollen noch mehr und rufen can i get an encore, feiern mich mehr als Obama.“ Hier wird zuerst noch einmal von Kool Savas klargemacht, wie überlegen und weit voraus er anderen RapperInnen ist, dass es unmöglich sei, ihn einzuholen und verweist mit der Erwähnung der Bühne noch einmal auf den performativen Charakter des Battlerap. Wenn die Bühne der Tatort ist, hat auf ihr zumindest ein Verbrechen stattgefunden, höchstwahrscheinlich ist speziell der lyrische, rhetorische Mord schlechter RapperInnen per Battle gemeint, eine sehr beliebte Battlerap-Metapher.2 Als nächstes zitiert Savas hier mit „can i get an encore“ das Lied „Encore“ des Rappers Jay-Z. Das französische „encore“ bedeutet im Englischen soviel wie das deutsche „Zugabe“, somit erklärt Savas, dass „sie“ (in dem Fall das imaginäre Publikum vor der Bühne, auf der das imaginäre Battle stattfindet) nach einer Zugabe verlangen und er generell wie Obama gefeiert wird, der ja bekanntermaßen großen Zuspruch vor und nach seinem Wahlsieg in den USA erfuhr und sogar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Man bedenke, dass „Rapfilm“ 2009 veröffentlicht wurde, heutzutage wäre die Erwähnung von Obama wohl anderweitig konnotiert.3 Jay-Zs Lied „Encore“ war extrem erfolgreich, samplet unter anderem den Beatles-Song „I Will“ und wurde 2004 noch bekannter durch den Crossover-Remix „Numb/Encore“ gemeinsam mit der Rockband Linkin Park. Das Original befindet sich auf Jay-Zs „The Black Album“, welches – illegalerweise, aber sehr erfolgreich – von DJ Dangermouse mit dem „White Album“ der Beatles gemixt wurde (Ein sogenannter Mash-up) und als „The Grey Album“ maßgeblich zum Erfolg und vor allem Bekanntheitsgrad des DJs beitrug, obgleich er nie die Rechte an den beiden verwendeten Alben besaß und das „Grey Album“ so nie offiziell veröffentlicht werden konnte. Ironischerweise wurde „Encore“ dort nicht mit dem in ihm enthaltenen Song „I Will“, der auf dem „White Album“ zu finden ist, vermischt. „Du willst mich battlen – insane? Such Dir ehrliche Arbeit! Wirklich, es langt, Punk, stop! Du wurdest vom Label gedroppt – ich dagegen such' mir aus, wo ich release.“ Savas unterstellt denjenigen, die sich auf ein Battle mit ihm einlassen wollen, Geisteskrankheit, da er offensichtlich der Ansicht ist, niemand könne sich mit ihm messen. Das geschieht durch das Zitat „insane?“ aus dem Song „Insane in the Brain“ von Cypress Hill, die das Lied 1993 auf ihrem erfolgreichen Album „Black Sunday“ veröffentlichten. Sowohl das Album als auch der Song sind weit verbreitete und bekannte Rapklassiker, bei der Gruppe Cypress Hill handelt es sich um eine sehr erfolgreiche Formation, die beispielsweise schon Gastauftritte in Fernsehserien wie den Simpsons hatte und mit diversen HipHop-KünstlerInnen sowie KünstlerInnen anderer Bereiche zusammenarbeitete, beispielsweise Damian Marley oder Mike Shinoda. Als Formation in den USA, deren Mitglieder hauptsächlich spanischsprachige EinwandererInnen sind, stellte Cypress Hill bei ihrem Karrierebeginn ein Novum dar, die Gruppe veröffentlichte unter anderem auch ein Album, auf dem sie ihre größten Erfolge komplett ins Spanische übersetzten und schreckten nie vor Experimenten und Crossover-Projekten mit anderen Musikstilen wie z.B. Reggae, Rock, oder zuletzt Dubstep zurück. Mit Savas' Hinweis, sein gegenüber solle sich lieber „ehrliche Arbeit“ suchen, statt gegen ihn „battlen“ zu wollen, zielt er wohl gegen diejenigen deutschen RapperInnen, die auf der Erfolgswelle des deutschen Rap mitschwimmen, und das Rappen nur als leichtverdientes Geld ansehen. Dass Savas genau das leid ist, wird durch das „Wirklich, es langt, Punk, stop!“ nochmal verdeutlicht. Die Textpassage „Du wurdest vom Label gedroppt – ich dagegen such' mir aus, wo ich release.“ weist auf den Status von Kool Savas hin, den er sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Rapfilm“ bereits erarbeitet hatte: Im Gegensatz zu Rappern, die abhängig vom Wohlwollen eines Labels sind und von diesem fallengelassen werden können, veröffentlicht Savas nun independent und aufgrund seiner Bekanntheit und seines Könnens kann er sich seinen Vertrieb selbst aussuchen. Fast schon nebenbei zitiert er hier DMX mit dem Song „Ruff Ryders Anthem“, aus dem „stop!“ und „drop“ entnommen sind, und verweist auf den gesamten Diskurs rund um die Ruff Ryders. Hierbei handelt es sich in erster Linie um eine Management-Firma, die sich zu einem Plattenlabel und einer Rap-Supergroup entwickelte und mit der Symbolik von Motorradgangs spielt. Der Name geht auf eine freiwillige Kavallerie-Einheit des US-Militärs im Spanisch-Amerikanischen Krieg zurück, die sich Rough Riders nannte. Unter dem Dachverband der Ruff Ryders fanden sich diverse unterschiedliche HipHop-KünstlerInnen wie Jadakiss, DMX und Swizz Beatz, die sich mittlerweile alle mehr oder weniger losgelöst und verselbstständigt haben, aber Ende des letzten Jahrhunderts gemeinsam große Erfolge als Ruff Ryders feierten. Interessanterweise erschien der zitierte Song „Ruff Ryders Anthem“ nicht auf einem Ruff Ryders-Album, sondern 2007 auf dem DMX-Album „It's dark and hell is hot“. Mit „Bello used to be number ten – aber in ihren Herzen bin ich die Eins, das Pendant zu dem billigen Scheiß!“ nimmt Savas Bezug auf seine Streetalbum/Mixtape-Reihe „Die John Bello Story“, deren zweiter Teil auf Platz 10 der deutschen Charts gegangen war und den Überraschungserfolg des ersten Teils so noch übertrumpfen konnte. Gleichzeitig dichtet und deutet er den Song „Fu-Gee-La“ der Fugees um, dort heisst es „we used to be number ten – now we're permanently one“, diesen Erfolg hatte Savas 2009 noch nicht vorweisen können,4 sah sich aber trotzdem als Gewinner der Herzen und „Pendant zu dem billigen Scheiß“: der Status des besten deutschen Rappers wurde ihm mehrfach zuerkannt,5 auch wenn er sich in den Charts nicht durchsetzen konnte. Mit der nächsten Zeile „yeah! Ich weiß: you claim to be a player – aber wer playt wen? Meine Lyrics schlagen dich RGB – aha!“ zitiert Kool Savas gleich drei Rapsongs. Das erste Zitat stammt aus dem Song „Straight up Menace“ von MC Eiht, das Lied wurde 1993 auf dem Soundtrack zum Film „Menace II Society“ veröffentlicht und verhalf MC Eiht zu seinem Durchbruch und einem Plattenvertrag. „Menace II Society“ widmete sich mit als erster Film dem schockierenden, gewalttätigen Leben schwarzer Jugendlicher im Ghetto, MC Eiht tauchte dort auch als Schauspieler auf. 1991 erschien bereits der Film „Boyz n the hood“ mit ähnlicher Thematik und ebenfalls MC Eiht auf dem Soundtrack, allerdings noch als Mitglied seiner Formation Compton's Most Wanted, Savas stimmt in seinem Song „Keep it gangsta“ (aus dem Remix-Album „Die besten Tage sind gezählt“, wo er jeden Song seines Solo-Debuts „Der beste Tag meines Lebens“ neu arrangierte) einen Lobgesang auf sein offensichtliches Vorbild MC Eiht an: „Boyz n the hood war der beste Film, den es gab [...] auf dem Soundtrack hört' ich MC Eiht zum ersten mal, holte mir Straight check'n 'em [Album der Gruppe Compton's Most Wanted] am nächsten Tag, ich brauchte nur noch CMW [englisch ausgesprochen, Abkürzung für Compton's Most Wanted], wollte so klingen, wollte so spitten, [...] MC Eiht sein, [...] wollte seine Stimme und wollte seinen Style.“ Mit „you claim to be a player – aber wer playt wen?“ stellt Savas wieder die Authentizität seiner Widersacher in Frage und zitiert gleichzeitig einen der wohl legendärsten US-amerikanischen Rapper: 2Pac Shakur rappte „you claim to be a player“ auf seinem Song „Hit 'em up“ 1996, wenige Monate vor seinem Tod, und bis heute sind die genauen Umstände des Todes ungeklärt. Allerdings greift 2Pac in „Hit 'em up“ diverse andere Rapper an, insbesondere seinen früheren Freund Notorious B.I.G. (oder Biggie Smalls), und diese verbalen Attacken könnten einen Teil dazu beigetragen haben, dass 2Pac erschossen wurde und stellen den Höhepunkt der damaligen Rap-Rivalität zwischen Ost- und Westküste der USA dar. Mit der letzten Zeile der letzten Strophe von „Rapfilm“ „Meine Lyrics schlagen dich RGB – aha!“ veranschaulicht der Künstler noch einmal seine Fähigkeiten im Battlerap, allein durch seine Lyrik werden Savas' GegnerInnen rot, grün und blau geschlagen, er spielt hiermit gleichzeitig auf RGB-Kabel an, die häufig in der Videotechnik zu finden sind beziehungsweise waren. Passend dazu leuchtet das Bild im Musikvideo nacheinander rot, grün und blau auf. Das letzte Zitat „aha!“ stammt der Stimme nach von Rapper Jadakiss, allerdings konnte nicht nachverfolgt werden, aus welchem Lied es entnommen wurde. Jadakiss wurde mehrfach von Savas in anderen Liedern erwähnt, gehörte dem Ruff Ryders-Kosmos an und kann als Vorbild für Kool Savas eingestuft werden.

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